🇨🇦 Von Braune Hardt zur Professur in Kanada

18. Okt 2025

Kriminologie-Professor Andreas Tomaszewski hielt Alumni-Vortrag zum Thema Karriere und Work-Life-Balance.

Prof. Dr. Andreas Tomaszewski legte 1990 am HG sein Abitur ab. Jetzt lehrt er an einer Universität in Kanada. Am 10. Oktober 2025 kehrte er ins Forum seiner ehemaligen Schule zurück und hielt den ersten HG-Alumni-Vortrag in diesem Schuljahr; sein Thema: „Akademische Karriere, Ambitionen und Work-Life-Balance: Von Ellwangen-Braune Hardt zur Professur in Kanada“. 

Eigentlich war es Tomaszewskis zweiter Vortrag an diesem Tag: Früh am Morgen hatte er schon die Schülerinnen und Schüler des Englisch-Lks Tobias Bartsch besucht und über seinen beruflichen Werdegang und sein Leben in Kanada gesprochen. Dabei waren auch unser aktueller Schulleiter, Jens Kleindienst und der frühere HG-Schulleiter Rainer Matzner zugegen. Tomaszewski kam mit dem Kurs – in dem auch seine Nichte ist – ins Gespräch und gab den Zwölftklässlern, die im kommenden Jahr ihr Abitur ablegen, motivierende Tipps zur Studien- und Berufswahl – selbstverständlich alles auf Englisch. Am Ende überreichte Jens Kleindienst dem Gast aus Kanada als Präsent noch einen Hariolf-Taler. 

Abends um 19.00 Uhr dann der Alumni-Vortrag vor einem größeren Publikum aus Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und weiteren Gästen; auf seinem Laptop auf dem Rednerpult prangte die kanadische Flagge mit dem Ahornblatt (Maple Leaf). Tomaszewski begann mit einer Reise durch die Vergangenheit, mit seinem Weg, der ihn von Ellwangen über die USA bis nach Kanada führte. Er zeigte Bilder von seiner Kindergartenzeit in Braune Hardt und erinnerte sich humorvoll an die Schule zurück: „Ich bin froh, dass es damals noch keine Handy-Kameras oder Social Media gab; wenn ich an die ganzen Streiche denke, die wir damals gemacht haben – zum Glück wurde nichts aufgezeichnet. Ganz nach dem Motto: Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“
Diesem Grundsatz blieb er auch bei seinem Vortrag treu und behielt die Streiche aus der Vergangenheit für sich, stellte aber klar: „Wenn man mal Mist baut, soll man unbedingt dazu stehen und es nicht auf andere schieben!“ Sehr gerne denke er zudem an seine Schulfahrten zurück, vor allem an die Reise nach Griechenland mit der Theater-AG oder die Klassenfahrt nach Rom mit den Lateinlehrern. 

Dann ging die Schulzeit zu Ende und Tomaszewski musste wegweisende Entscheidungen treffen: „Der Wirkradius eines Menschen ist plötzlich so viel größer, wenn man 18 wird.“ 1990 begann er dann ein Studium der Kanadistik (auch: Kanada-Studien) in Augsburg, und zwar aus reinem Interesse: „Kanada hat mich fasziniert, nicht zuletzt wegen der Zweisprachigkeit: Englisch und Französisch sind dort die offiziellen Amtssprachen. Ich habe mir damals allerdings keine Gedanken dazu gemacht, was man damit später einmal machen kann.“ Aber er brauchte noch ein zusätzliches Studienfach und landete – auch aus Passion und mit etwas Zufall – bei der Soziologie. Überhaupt empfahl der ehemalige HG-Schüler seinem Publikum, dass man unbedingt auf seine Interessen hören solle: „Wird man zu etwas gezwungen, sind die Erfolge oft nicht so groß. Das Interesse aber kann Dinge ermöglichen, von denen man nie dachte, dass man sie schafft.“ 

Tomaszewski bezeichnete sich als einen „sehr seriösen Studenten“, bald sahen die Professoren Potenzial in ihm: Er wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kanada-Studien, recherchierte für einen der Lehrbeauftragten und knüpfte dabei zahlreiche wertvolle Kontakte, fand einen kanadischen Professor, der sein Mentor wurde, begann zuerst ein Magister- und dann ein Promotionsstudium und lehrte danach an verschiedenen Universitäten in Kanada und den USA. Sein erster Kurs war an der Universität von Ottawa, mit 500 Studierenden. Von Kanada ging es später mit dem Auto an die fast 1.400 km entfernte Ohio University in den USA: „Alles, was ich hatte – vor allem Bücher – war in diesem Auto, auf dem Weg wurde gezeltet.“ Seinem Publikum gab er an dieser Stelle noch den Rat: „Chancen muss man ergreifen – und manchmal muss man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein.“ 

Später hat er die Vereinigten Staaten aber wieder verlassen und ist zurück nach Kanada. Das hatte auch politische Gründe, wie er seinen Zuhörerinnen und Zuhörern mitteilte: Für ihn als eher progressiven Kriminologen, der die Wirkung von harten Strafen – und für diese sei die USA ja bekannt, so Tomaszewski – regelmäßig anzweifelte, sei Kanada die bessere Umgebung gewesen; erklärend fügte er hinzu: „Kriminologie ist eine hochpolitische Disziplin. Forschungsergebnisse zeigen, dass schwere Strafen nicht die gewünschte Wirkung haben, auch langer Freiheitsentzug nicht. Staaten in den USA, die die Todesstrafe haben, haben oft höhere Mordraten.“ Nach Kanada zurückzugehen, bedeutete für ihn zunächst einen Karriereknick: „Ich war beinahe wieder auf demselben Level wie zehn Jahre zuvor. Wenn man aber für etwas steht, von etwas überzeugt ist, dann muss man dafür auch was in Kauf nehmen.“ Später nahm die Karriere wieder Fahrt auf: Aktuell ist Prof. Tomaszewski Soziologie- und Kriminologie-Professor in der Abteilung Open Learning an der Thompson Rivers University in Kamloops, British Columbia (Kanada). Seinen Fachbereich erklärte er dem Publikum so: „Im Prinzip untersucht Kriminologie, warum manche Menschen Regeln nicht befolgen und wie man am besten mit denen umgeht, die die Regeln nicht befolgen.“ Beim Open Learning gehe es darum, so der kanadische Gast weiter, Lernen – vor allem mithilfe von Digitalisierung – unabhängig und frei zugänglich zu machen; das sei natürlich ein großes Thema während der Corona-Pandemie gewesen. Online zu studieren, fernab vom traditionellen Universitätscampus, erleichtere in einem großen Land wie Kanada auch den Zugang zur weiterführenden Bildung für Studierende in sehr ländlichen Gegenden; außerdem für Personen, die körperlich eingeschränkt seien. 

Gegen Ende des Vortrags erzählte der Gast aus Kanada noch von kanadischen Alltagsgefahren, die sich aus der dortigen Fauna ergeben: Dort, wo er wohnt, „schließen die Kanadier ihre Türen eigentlich nicht ab – und wenn, dann nur aus zwei Gründen: Um Bären fernzuhalten oder damit ihr Hund nicht wegläuft“. Erst kürzlich habe es sich ein Bär im Garten seines Nachbarn gemütlich gemacht und für etwas Chaos gesorgt. Außerdem seien Elch-Unfälle ein großes Thema in Kanada: Es gebe Regionen, in denen im Jahr mehr Menschen bei Autokollisionen mit Elchen – die Tiere wiegen nicht selten über 1000 kg – sterben als durch Mord, berichtete Tomaszewski. 

Als nach etwa zwei Stunden ein kurzweiliger und lehrreicher Vortrag zu Ende ging, überreichte Martina Schlipf (Abteilungsleiterin und Organisatorin der Alumni-Vorträge) stellvertretend für Schulleiter Jens Kleindienst Prof. Tomaszewski noch als kleines Geschenk ein Glas Hariolf-Honig. Weitere Informationen zu den HG-Alumni-Vorträgen, zu denen die Öffentlichkeit immer recht herzlich eingeladen ist, finden Sie hier

Text: Tobias Bartsch

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