„Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus“

03. Mai 2023

Unternehmensberaterin und ehemalige HG-Schülerin Mariella Gomez hält Vortrag zum Thema nachhaltiges Wirtschaften

Am 28. April begrüßte Ulrich Schwarzmaier die ehemalige HG-Schülerin Mariella Gomez zur bereits vierten abendlichen Alumni-Veranstaltung in diesem Schuljahr: „Bei den vergangenen Veranstaltungen ging es um hochaktuelle Themen wie den Ukraine-Krieg oder künstliche Intelligenz und ChatGPT, mit Frau Gomez bleiben wir auf dieser Linie, wenn sie heute zum Thema nachhaltiges Wirtschaften spricht.“ Zu Beginn ihres Vortrages schwelgte die Absolventin des Jahres 1999 in Erinnerungen und zeigte die alte Abi-Zeitung ihres Abschlussjahrgangs. Nach dem Abitur absolvierte sie ein duales Studium zur Diplom-Betriebswirtin bei expert und an der BA in Heidenheim; nach ihrem Studium und einem Auslandssemester in Kanada machte sie dann recht schnell Karriere: Ihr Start ins Berufsleben begann 2003 als Verkaufsleiterin bei Lidl. 2006 wechselte sie in die Zentrale von Lidl und übernahm dort verschiedene Führungspositionen in den Bereichen Controlling und Einkauf. Das Thema Nachhaltigkeit rückte für sie ab 2012 beruflich ins Zentrum, als sie begann, die Nachhaltigkeitsabteilung der Schwarz Gruppe international aufzubauen, die sie bis 2021 leitete. Dann gründete sie ihre eigene Firma „Mariella Gomez Consulting“ und berät seitdem Unternehmen bei allen Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit, außerdem doziert sie an der DHBW in Heilbronn.

Der volle Titel ihres Vortrags lautete: „Wirtschaft im Wandel – Unternehmen wollen und müssen nachhaltiger werden.“ Sie begann dabei ganz am Anfang: 1713, so Gomez, wurde die Bezeichnung „Nachhaltigkeit“ zum ersten Mal in deutscher Sprache, und zwar „im Sinne eines langfristig angelegten verantwortungsbewussten Umgangs mit einer Ressource“ erwähnt. Dabei ging es um Holz und Forstwirtschaft. Seitdem sei viel Zeit vergangen und der heutige Begriff von Nachhaltigkeit sei deutlich komplexer: „Nachhaltigkeit ist mehr als Bäume nachpflanzen und Plastiktüten vermeiden.“ Für sie ist Nachhaltigkeit, die gerne auch mit dem englischen Begriff Corporate Social Responsibility bezeichnet wird, „ein Querschnittsthema, das durch alle Bereiche des Unternehmens geht.“ Nachhaltigkeit, so die Rednerin, könne so etwas sein, wie Glühbirnen im Unternehmen durch LEDs zu ersetzen, Verpackungsmüll zu reduzieren, Lieferketten so zu verändern, dass weniger CO2 ausgestoßen wird, betrifft aber auch soziale Themen wie z.B. die Arbeitsplatzgestaltung in einem Unternehmen, Gesundheitsfürsorge  oder soziale Gerechtigkeit. Die beiden Hauptantreiber von Nachhaltigkeit sind für Gomez im Übrigen die Kunden (an erster Stelle), aber auch gesetzliche Vorgaben, die „immer strenger werden“ und mit denen sich Unternehmen „auseinandersetzen müssen“. Auch ökonomisch lohne es sich oft, nachhaltiger zu werden: Zum Teil sei die Kreditvergabe zunehmend an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft, zudem achte die Kundschaft immer mehr darauf.

Am Thema „verpackte Gurken in der Gemüsetheke“, einem Thema, „an dem sich die Geister scheiden“, so Gomez, veranschaulichte sie, dass es mit der Nachhaltigkeit manchmal gar nicht so leicht ist: Grundsätzlich wirke es fast albern, dass Salatgurken in Schrumpffolie eingepackt in den Supermärkten liegen – tatsächlich sei es hier aber vielleicht sogar besser und nachhaltiger, die Folie dranzulassen: Gomez erklärte, dass sie mit Kollegen herausgefunden hat, dass die empfindlichen Salatgurken, die oft weite Transportwege zurücklegen, vier bis fünf Mal länger halten, wenn sie in Folie verpackt sind. Das Thema Verpackung sei eben für jedes Produkt „individuell zu betrachten“. Generell sei hier aber ein klarer Paradigmenwechsel erkennbar: Burger seien beispielsweise nicht mehr in Styropor verpackt, heute nehme man Pappe und Papier. Sogar bei Shampoos, die es immer häufiger auch fest und in Kartonverpackung gebe, ließe sich dieser Trend erkennen.

Gegen Ende ihres Vortrags betonte Gomez noch, wie wichtig für Unternehmen die Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen sei: Greenwashing komme bei aufmerksamen Kunden gar nicht gut an, also das bloße Vorspiegeln von Nachhaltigkeit, ohne Substanz dahinter, z.B. wenn Getränke oder Smartphones lediglich in grüner Farbe und mit Nachhaltigkeitsversprechen daherkommen, die Produkte aber in Wahrheit kein Stück nachhaltiger sind. Bevor Gomez noch Zuschauerfragen beantwortete, schloss sie mit den Worten: „Nachhaltigkeit ist ein facettenreiches Thema, es ist mein Thema seit über 10 Jahren – und das wird es auch in den nächsten 10 Jahren sein!“

Text: Tobias Bartsch

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