Prag 2024 – Kultur, Geschichte und Gemeinschaft

15. Jul 2024

Als Partnerschule für Europa, ist es uns ein Anliegen, zu vermitteln, dass die Europäische Union mehr ist als Bürokratie und endlose Verhandlungen. Welche Verbindungen gibt es zwischen verschiedenen europäischen Ländern?

Wo ist die Geschichte zweier Nationen eng miteinander verwoben? Und wie lebt es sich in einem unserer östlichen Nachbarländer eigentlich?

Diesen und vielen ähnlichen Fragen spürten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 1 auf ihrer Studienfahrt nach Prag nach.

Prag atmet Geschichte. Das wurde auf dieser Tour immer wieder ganz deutlich. So kamen wir auf unserem Stadtrundgang zum Beispiel auch an Gebäuden der Karls-Universität vorbei, welche die erste Universität in Mitteleuropa war. Ebenso spannend ist die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Prags, von deren Schicksal wir uns beim Besuch mehrerer Synagogen sowie des historischen jüdischen Friedhofs im jüdischen Viertel ein Bild machen konnten.

Auch die engen Verbindungen zu Deutschland waren allgegenwärtig. Tschechien als Teil der Habsburgermonarchie ist ein Beispiel, ebenso wie die Erfindung des Bieres nach Pilsener Brauart. Dieses Verfahren wurde zwar in Pilsen entwickelt, aber unter dem bayrischen Braumeister Josef Groll. Davon, wie heutzutage im großen Stil Bier erzeugt wird konnten wir uns in der Pilsener Urquell Brauerei ein Bild machen. Dieser Ausflug führte uns aber nicht nur in die Brauerei, sondern auch in die historischen Keller, die sich auf einer Länge von 13 km unter der Stadt Pilsen erstecken und nicht nur zur Lagerung von Bier, sondern auch als Zufluchtsort oder zur Gewinnung von Trinkwasser genutzt wurden.

Nicht immer ging es jedoch so friedlich zu, wie bei der Zusammenarbeit verschiedener Brauereien. Im Gegenteil, dass in Prag gern einmal unliebsame Kontrahenten aus dem Fenster geschmissen werden ist bekannt. Der Ort des „zweiten Prager Fenstersturzes“, die Prager Burg, überwältigte uns mit ihren Dimensionen. Bis heute ist dieser Ort zentral für Religion (Veitsdom) und Politik (Präsidentenpalast).

Leider war der dreißigjährige Krieg, der in besagtem Fenstersturz seinen Auslöser fand, nicht die letzte kriegerische Auseinandersetzung in Europa.

Vom unheilvollen Wirken der deutschen Besatzer im zweiten Weltkrieg konnten wir uns eindrucksvoll bei einem Besuch der Gedenkstätte Theresienstadt überzeugen. Auch wenn die Nazi-Propaganda versucht hatte, diesen Ort als „Vorzeige-Ghetto“, gleichsam als Kurort für Juden darzustellen, wurde uns schnell klar, wie zynisch diese Propaganda das Leiden Tausender Menschen, darunter vieler Kinder, verklärte. Völlige Überfüllung, Zeitpläne für die Toiletten-Benutzung und Dunkelhaft waren nur einige der Bedingungen, die das Leben der Inhaftierten dieses Sammellagers prägten.

Noch deutlicher wurde uns die Nazi-Barbarei beim Besuch der Gedenkstätte Lidice. Lidice ist ein Dorf, das es nicht mehr gibt. Es wurde 1942 von den Nazis restlos dem Erdboden gleich gemacht. Alle 172 Männer wurden erschossen, die Frauen von ihren Kindern getrennt in Arbeitslager und später Vernichtungslager gebracht, die Kinder in andere Familien gegeben oder vergast. Sämtliche Gebäude wurden niedergebrannt oder gesprengt.

Es sollte ein Exempel statuiert werden als Rache für den Anschlag auf den Leiter des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich kurz zuvor. Dass bereits damals klar war, dass die Bewohner von Lidice damit gar nichts zu tun hatten, war unwichtig.

Die Fotos der Grundschulkinder, die damals getötet wurden und die Videos von Zeitzeugen, die beschrieben, wie sie ihren Eltern entrissen worden waren, waren schwer zu ertragen.

Aber gerade deshalb und besonders heute ist es wichtig, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Nur so kann man die Bedeutung der deutsch-tschechischen Freundschaft und der Europäischen Union wertschätzen und das Leben im vereinten Europa genießen.

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