„Ziel: Umerziehung!“

10. Feb 2025

Projektwochen zur repressiven Heimerziehung in der DDR

Lernen aus der Geschichte als Teil der historisch-politischen Bildung ist auch am Hariolf-Gymnasium ein wichtiger Beitrag dazu, Handlungsspielräume zu erkennen und damit die Demokratie zu stärken. Gerade auch die DDR-Geschichte bietet hierfür zahlreiche Anknüpfungspunkte.
Deshalb organisierte die Fachschaft Geschichte ein zweiwöchiges Projekt zum Thema „DDR-Heimerziehung und staatliche Repression von systemkritischen Kindern und Jugendlichen in der SED-Diktatur“ für die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 - J2.

Die Grundlage hierfür bot die Wanderausstellung der Gedenkstätte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau „Auf Biegen und Brechen". Diese informierte im Forum des Hariof-Gymnasiums zwei Wochen lang anhand von Fotos, Dokumenten und Begleittexten über den menschenunwürdigen Alltag der Jugendlichen in der seit 1964 existierenden staatlichen Disziplinareinrichtung, in der härtere Bedingungen herrschten als im Strafvollzug für Kriminelle.

Torgau – das bedeutete für mehrere tausend Jugendliche bis 1989 die Höchststrafe, nämlich Gefängnis ohne Gerichtsverfahren und eine ständige systematische Verletzung der Menschenwürde, oft einfach nur, weil sie sich systemkritisch geäußert oder sich nicht den vom DDR-System vorgegebenen Normen gebeugt hatten.

Mit 14 Jahren kam auch Alexander Müller nach Torgau. Eindrücklich verdeutlichte er in einem Zeitzeugengespräch den Schülerinnen und Schülern der Klassen 8 - J2, was es für ein Kind bedeutete, nach Torgau zu kommen. Er ist einer der wenigen, die überhaupt über diese Zeit schwerster körperlicher und seelischer Verletzungen öffentlich sprechen können und beantwortete die zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schüler ausführlich und sehr offen. Gerade aufgrund seiner traumatischen Erfahrungen setzt er sich engagiert für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Wertschätzung von Grundwerten wie Menschenwürde, Freiheit und Individualität ein: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!“
Spontan erklärte sich Alexander Müller zudem bereit, einige Klassen am folgenden Tag noch persönlich durch die Ausstellung „Auf Biegen und Brechen“ zu führen.

Auch einige Schülerinnen und Schüler haben sich im Vorfeld zu Experten für die DDR-Heimerziehung am Beispiel des Jugendwerkhofs Torgau gemacht und ihre Klassenkameraden und auch andere Klassen kompetent durch die Ausstellung geführt.
Gerade weil die Schülerinnen und Schüler heute in einem ähnlichen Alter wie die DDR-Heimkinder damals sind, wurde ihnen durch diesen persönlichen Zugang noch stärker bewusst, was es bedeuten kann, in einem System zu leben, das jungen Menschen ihre Freiheit und Würde genommen hat.

Ausstellung Jugendwerkhof Torgau (1)
Ausstellung Jugendwerkhof Torgau (1)
Ausstellung Jugendwerkhof Torgau (2)
Ausstellung Jugendwerkhof Torgau (2)
Ausstellung Jugendwerkhof Torgau (3)
Ausstellung Jugendwerkhof Torgau (3)
Zeitzeugengespräch mit Alexander Müller
Zeitzeugengespräch mit Alexander Müller

Mit freundlicher Unterstützung des Koordinierenden Zeitzeugenbüros und der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Google Analytics welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen